Natur, Abenteuer, Tarnzelte und Vogelgesang klingt nach Musik in Deinen Ohren? Du bist geduldig, begeisterungsfähig, ein Tierfreund und hast ein ruhiges Händchen? Dann solltest Du Dich mit dem Thema Vogelfotografie beschäftigen! Wenn aus Ornithologen Wildtier-Fotografen werden, ist die Leidenschaft gerade groß genug um die flinken Flattermänner im perfekten Moment zu erwischen. Einen Vogel im Flug zu fotografieren ist die Königsdisziplin der Vogelfotografie. Doch wie stellt man das überhaupt an? In diesem Beitrag zeigen wir Dir, was Du als Einsteiger in die Vogelfotografie wissen solltest.
Inhaltsverzeichnis
- Vogel-Fotografie vs. Haustier-Fotografie
- Vogelfotografie-Ausrüstung
- Sind MFT Kameras für die Vogelfotografie geeignet?
- Kameraeinstellungen, Hintergrund und Licht
- Bildkomposition bei der Vogelfotografie
- Einsteigertipp: Vögel im Garten fotografieren
- Wo und wann fotografiere ich Vögel am besten?
- Die Königsdisziplin: Vögel im Flug fotografieren
Vogel-Fotografie vs. Haustier-Fotografie
Lebendige Tiere vor der Kamera bedeuten immer eine besondere Herausforderung. Sie sprechen nicht (außer vielleicht Papageien) und verstehen unsere Sprache nur bedingt. Hinzu kommt, dass die meisten Wildtiere eine natürliche Scheu vor dem Menschen besitzen und vor der angsteinflößenden Vogelfotografie-Ausrüstung schneller fliehen als Du “Pieps” sagen kannst. Während Hunde ihren Herrchen und Frauchen gerne gefallen wollen und auch vor der Kamera gut dressiert das Image von Everybodys-Darling aufrecht erhalten, tanzen Dir wildlebende Spatzen eher auf der Nase herum.
Auch die Wahrung des Naturschutzes spielt in der Vogelfotografie eine große Rolle, schließlich dringst Du in ihren Lebensraum ein und hast dort ein paar Regeln einzuhalten! Achte darauf, die Flora und Fauna um Dich herum nicht zu zerstören und sammle gewissenhaft Deine Ausrüstung zusammen, wenn du Deinen Aussichtspunkt verlässt. Dir fällt herumliegender Müll auf? Du Adlerauge nimmst ihn selbstverständlich mit und leistest so noch einen kleinen Extra-Beitrag als Dank dafür, dass Du in der Natur verweilen darfst und für Deine tollen Fotomotive.
Vogelfotografie-Ausrüstung
Ganz oben auf Deine Liste der benötigten Ausrüstung für die Vogelfotografie darfst Du ein großes Päckchen Geduld schreiben, denn die wirst Du definitiv brauchen! Als Vogelfotograf lauerst Du oft stundenlang in Deinem Versteck, ohne auch nur einen gefiederten Freund vor die Linse zu bekommen. Aber wenn es dann soweit ist und der erste Vogel auftaucht, solltest Du natürlich gewappnet sein - dafür benötigst Du folgende Ausrüstung:
- Wer hätte es gedacht, eine Kamera mit Objektiv.
- Ein Stativ hilft Dir dabei, dass Deine Arme nicht müde werden, reduziert verwackelte Fotos und ermöglicht Dir eine kürzere Verschlusszeit bei Deinen Vogelfotos
- Einen Ganzkörperanzug in Erd- oder Tarnfarben (hier tut es am Anfang auch schwarze oder dunkle Kleidung) macht Dich fast unsichtbar. So haben die Vögel weniger Angst vor Dir, bzw. nehmen Dich hoffentlich gar nicht war. Wer es bis zur Perfektion treiben will, kauft sich auch noch einen Überzug in Tarnfarben für Kamera mit Objektiv.
- Auch ein Tarnzelt, welches Du ggf. zusätzlich mit Ästen und Blättern versteckst, kann Dich beim Vögel fotografieren weit voran bringen, ist aber keine Bedingung um mit der Vogelfotografie zu starten.
- Ganz wichtig: Reserveakkus und Speicherkarten, wenn es dann doch mal länger dauert - und das kommt bei der Vogelfotografie häufig vor!
- Proviant! Vergiss Dich nicht, denn Hunger ist ein schlechter Fotograf.
Natürlich musst Du nicht gleich tausende von Euros investieren, bevor Du mit der Vogelfotografie beginnen kannst. Wenn die Natur Dich erst einmal gepackt hat, wirst Du lernen worauf es ankommt und kannst Dein Equipment Schritt für Schritt erweitern. Hilfreich zum Start ist allerdings die Wahl der richtigen Kamera und der richtigen Objektive.
Sind MFT Kameras für die Vogelfotografie geeignet?
Ja, MFT Kameras eignen sich sehr gut, um ewig lange Fotosessions abzuhalten ohne dass Dir direkt der Arm abfällt. Warum? Weil die Kamera selbst, aber auch die dazugehörigen Objektive (Dank dem Crop-Faktor von 2 - wegen des kleineren Sensors muss die jeweilige MFT Objektiv-Brennweite mit 2 multipliziert werden, um sie mit einer Kleinbild-Brennweite vergleichen zu können), deutlich kleiner und leichter sind als Spiegelreflexkameras und andere Vollformatkameras.
Trotzdem liefern sie - je nach gewählter Kamera und Objektiv - die gleiche Fotoqualität. Gerade in der Naturfotografie ist es sinnvoll, eine wetterbeständige Fotoausrüstung zu besitzen, um auch bei schlechtem Wetter tolle Fotos schießen zu können. Einige Olympus-Kameras - welche jetzt OM-System heißen - bieten außerdem spezielle Modis um Vögel im Flug einfacher fotografieren zu können.
Kameraeinstellungen, Hintergrund und Licht
Das Thema Kameraeinstellungen um Vögel im Flug zu fotografieren, beinhaltet vor allem eines: Brennweite, Brennweite, Brennweite, je größer desto besser! Da nicht viele Kameras mit den besonderen Herausforderungen der Vogelfotografie mithalten können, arbeiten Vogelfotografen gerne mit Spektiven, die Brennweiten von 1000 oder 2000 mm ermöglichen. Mindestens sollte Deine Kamera aber 300 mm schaffen, ab 500 mm Brennweite beginnt es dann auch Spaß zu machen.
Anders als bei einem Hunde-Fotoshooting oder Pferde-Fotoshooting kannst Du Dir die Location in der Vogelfotografie meistens nicht aussuchen. Also klar kannst Du Dir aussuchen an welchem Standort Du Dich drapieren möchtest aber dann musst Du mit den Gegebenheiten vor Ort arbeiten und das ist nicht immer einfach. Du möchtest ja schließlich, dass der gefiederte Freund auf Deinem Schnappschuss auch von einem stimmigen Hintergrund umrahmt wird. Hier haben wir zwei Tipps für Dich:
Outdoor-Shootings leben von spektakulären Wolkendecken, welche Dir das Fotografieren sogar erleichtern. Diffuses Sonnenlicht lässt sich auf einem Foto deutlich weicher einfangen als direkte Sonneneinstrahlung. Du kannst auch mit einem Reflektor arbeiten aber gerade scheue Wildvögel lassen sich von solch einem “Gerät” schnell verschrecken.
Nutze den Bokeh-Effekt! Ein Vogelportrait wird noch interessanter, wenn der Piepmatz scharf und der Hintergrund unscharf dargestellt wird. Vor allem beim Outdoor-Shooting können Hintergründe, die eigentlich nicht so schick sind, so einen tollen Effekt herbei zaubern.
Du siehst, auch wenn Deine Location nicht ganz so flexibel ist, hast Du tolle Möglichkeiten um sie Dir so zu gestalten, dass coole Vogelfotos dabei heraus kommen.
Bildkomposition bei der Vogelfotografie
Um lebendige und spannende Vogel-Fotos zu schießen, kannst Du Dein Motiv nach der „Drittel-Regel“ oder mit Hilfe des „Goldenen Schnitts“ ausrichten.
Die Drittel-Regel einfach erklärt
Die Unterteilung eines Bildes nach der Drittel-Regel bedeutet, es mithilfe von waagerechten und senkrechten Linien in ein Gitter aus neun gleich großen Rechtecken zu zerlegen (keine Sorge, das übernimmt Deine Kamera für Dich, wenn Du es so einstellst). Das Hauptmotiv sollte sich auf einem der vier Schnittpunkte des Gitters befinden. Diese Regel ist vor allem für Foto-Anfänger hilfreich, da sie leicht verständlich und einfach anzuwenden ist. Der Effekt dabei umso größer, denn Dein Bild wirkt direkt spannender und faszinierender.
Was ist der Goldene Schnitt?
Ähnlich wie bei der Drittel-Regel unterteilt auch der Goldene Schnitt ein Bild in neun Rechtecke. Die Abstände der Linien werden aufgrund einer mathematischen Formel berechnet und die Größe des mittleren Kästchens verringert sich im Vergleich zu den Umliegenden. So sehr sich der Goldene Schnitt und die Drittel-Regel auf den ersten Blick auch ähneln mögen, sie verleihen einem Foto unterschiedliche Stimmungen. Der Goldene Schnitt steht für Harmonie und Ruhe.
Einsteigertipp: Vögel im Garten fotografieren
Wenn Du gerade erst in die Vogelfotografie einsteigst, kannst Du auch in Deinem Garten erfolgreich heimische Vögel fotografieren. Diese Tipps können Dir dabei helfen:
Stelle ein Vogelhäuschen auf und locke Deine Fotomodels mit leckerem Vogelfutter an.
Das Vogelhaus im Hintergrund stört Dich? Bevor Du anfängst nachträglich zu retuschieren, sei lieber pfiffiger beim Futter verstecken. Du kannst zum Beispiel einen Ast oder Baumstumpf mit einem Loch versehen, in dem Du etwas Futter versteckst. Tadaaa, schon hast Du einen anderen und natürlichen Hintergrund kreiert.
Vorfokussieren hilft! Stelle Deine Kamera auf ein Stativ, ausgerichtet auf das Vogelhaus und fokussiere den Punkt an, an dem Du Deine Vögelchen fotografieren möchtest. So können die Vögel sich an die Kamera gewöhnen und Du kannst auch per Fern-Auslöser aus dem Hintergrund knipsen.
Nutze die Serienbild-Funktion, wenn Deine Kamera eine hat. So kannst Du einmal den Auslöser betätigen und es werden zehn oder mehr Bilder direkt hintereinander geschossen. Vor allem bei bewegten Aufnahmen hast Du so gute Chancen auf DAS perfekte Vogelfoto.
Einige Kameras bieten Dir außerdem die Funktion der Spot-Messung, mit der die Belichtung eines kleinen, mittigen Bildausschnittes gemessen wird. Gerade wenn sich das Hauptmotiv in seiner Helligkeit sehr stark vom Hintergrund abhebt, kannst Du so hervorragende Bilder erzielen. (Hier geht es dann aber schon in die Profi-Richtung.)
Neben einem Vogelfutterhaus, bietet auch ein Nistkasten in der Brutzeit tolle Vogelmotive im heimischen Garten.
Natürlich kannst Du statt im heimischen Garten auch in einen Zoo, einen Tierpark oder einen Vogelpark gehen, um für die Vogelfotografie zu üben. Hier hat Du den Vorteil, dass die Tiere Menschen gewöhnt sind und daher nicht so scheu sind, wie Wildvögel. Gerade Zoos mit großen Freiflugvolieren sind der perfekte Ort für tolle Vogelfotos - ohne Gitter zwischen Kamera und Vogel.
Tipp: Vielleicht findest Du in Deiner Nähe auch ein Gewässer, das von den wunderschönen blau-gelben Eisvögeln bewohnt wird. Auch Bienenfresser sind ein tolles Fotomotiv und kommen bei uns in Deutschland vor!
Wo und wann fotografiere ich Vögel am besten?
Du bist bereits Profi was die Vogelfotografie im heimischen Garten oder im Zoo anbelangt und möchtest Dich jetzt in die Wildnis wagen?
Die Art des Vogels, den Du fotografieren möchtest, bestimmt die Vogelfotografie-Ausrüstung, die Du dafür benötigst. Wie bereits erwähnt, erhöht ein Tarnanzug oder auch Tarnzelt Deine Chancen, auch scheue Wildvögel vor die Linse zu bekommen.
Dein Wichtigstes Equipment: Zeit und Geduld!
Die frühen Morgenstunden eignen sich besonders gut, um Vögel zu fotografieren. Der frühe Vogel badet währenddessen in weich ausgeleuchteten Aufnahmen - die blaue oder goldene Stunde eignet aber ebenfalls perfekt für Deine Foto-Sessions!
Blaue und goldene Stunde, was ist denn das?
Die blaue Stunde hält den Moment kurz vor dem Sonnenaufgang und kurz nach dem Sonnenuntergang fest. Von goldenen Stunden spricht man bei der Stunde kurz nach dem Sonnenaufgang und kurz vor dem Sonnenuntergang. Das ist Dein Zeitfenster, da musst Du ran an den Specht!
Die Königsdisziplin: Vögel im Flug fotografieren
Für gute Tierfotos gilt der bekannte Tipp: Alles was Augen hat bitte auch auf Augenhöhe fotografieren. Wie soll das denn gehen, fragst du Dich? Vögel auf Augenhöhe fotografieren?
Nun gut, das geht natürlich nur, wenn Du Vögel am Vogelhäuschen oder an der Wasserschale auf dem Boden fotografierst. Dazu darfst Du Dich auch gerne mal niederlegen, denn Fotos von oben herab finden in der Tierfotografie wenig Anklang. Wenn Du Vögel im Flug fotografierst, ist ein Foto auf Augenhöhe natürlich extrem schwer. Hier darfst Du gerade als Anfänger also auch von dieser Regel abweichen.
Wie bekommst Du jetzt das perfekte Bild vom Vogel?
Immer ruhig mit den jungen Bachstelzen! Was Du vor allem brauchst ist hier Fachwissen. Je besser Du die Tiere, die Du fotografieren möchtest und ihre Verhaltensweisen kennst, desto schneller wird Dir ein traumhaftes Foto gelingen. Am besten beobachtest Du die Vögel eine Weile - oftmals legen sie immer wieder die gleichen Strecken zurück. Dann bringst Du Dich in die richtige Position und wartest mit der „Kamera im Anschlag“, bist der Vogel wieder an der gleichen Stelle kommt.
Ansonsten benötigst Du auf jeden Fall ein lichtstarkes Teleobjektiv, einen schnellen Autofokus und eine kurze Verschlusszeit. Ein Objektiv mit große Brennweite (mindestens 150 mm) erleichtert Dir die Arbeit, das Teleobjektiv gibt Dir Flexibilität und kurze Belichtungszeiten (zwischen 1/1000 und 1/2000). tragen dazu bei, dass Deine Fotos auch trotz teilweise schneller Bewegungen möglichst scharf werden. Fakt ist aber, je mehr Brennweite, desto mehr wird Deine Ausrüstung auch wiegen und kosten also leiste Dir hier einfach das Optimum von dem was Du tragen und ausgeben kannst.
Gerade mit den hochwertigen OM- System Kameras, kannst Du dank des guten Bildstabilisators auch fliegende Vögel aus der Hand fotografieren.
Ansonsten ist ein stabiles Stativ hilfreich. Ein Schwenkkopf ist ausreichend und preiswert, ein kardanischer Kopf balanciert Deine Kamera und das schwere Objektiv zusätzlich aus und erhöht den Komfort und die Chance auf spektakuläre Flug-Fotos. Achtung: Wenn Du Aufnahmen mit dem Stativ machst, solltest Du den Bildstabilisator abstellen.
Ein ruhiges Händchen, viel Geduld und Übung machen Deine Fotografen-Qualitäten perfekt und Du wirst sicher viel Freude an der Beobachtung und Fotografie der bunten Federtiere haben.